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geschrieben am: 02.04.2005 um 11:00 Uhr
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(zitat)Unbeliebte ISMP
Dort allerdings gab man sich wortkarg. Jede Frage nach Carnivore-Share oder der der Netzwelt vorliegenden Liste wurde abgestritten. Möglicherweise, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden? Die Informationen die die Staatsanwaltschaft gab jedenfalls waren mehr als dürftig. Grund genug, einmal die Liste zu überprüfen.
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Also fragten wir bei der ISMP nach. Die ist im Web nicht zu finden. Auch der amerikanische Mutterverband ist im Web nicht vertreten. Warum erklärte uns Georg Kandolis, Sprecher der ISMP. Deren Adresse und Telefonnummer war auf dem der Netzwelt vorliegenden Dokument zu finden. "Der ISMP ist in gewissen Kreisen recht unbeliebt." Man befürchtet, eine Website könnte unter den ständigen Beschuss von Hackern geraten.
Filesharer gesucht und gefunden
* Bonner Filesharer
* Dateiliste
* Tom D.
Man gibt sich wortkarg
Das ist natürlich unangenehm. Entsprechend zurückhaltend war Herr Kandolis auch am Telefon: "Ja, wir haben Fahndungen nach eDonkey-Nutzern aufgenommen." Weitere Angaben wollte er gegenüber der Netzwelt nicht machen. Verständlich, schließlich wäre der Ermittlungserfolg dahin, wenn sich die fünf Millionen verdächtigen Tauschbörsen-Nutzer als mit Sicherheit ertappt betrachten könnten.
Das allerdings sind sie: Die Liste, die Netzwelt.de vorliegt, zeigt grosse Namen: Doom III, Microsoft Office 2004, Gina Wild, die Unglaublichen und Green Day - American Idiot. Gutes Stichwort: Ein Idiot, wer in den vergangenen Monaten den Donkey hat laufen lassen. Denn die Liste scheint vollständig. Das Dumme an Filesharing-Netzen wie dem Donkey-Netz ist der Upload, der sich nicht sperren lässt. Der Download ist zwar nicht legal, kann aber kaum geahndet werden.
Alle in einem Boot
Wird hingegen hochgeladen, also angeboten, schnappt die Falle zu: Nach deutscher wie nach internationaler Rechtsprechung ist das Anbieten von Raubkopien im höchsten Maße strafbar. Schlecht für Donkey-Filesharer. Die sitzen nämlich alle in einem Boot, müssen meist viel uploaden, um viel downloaden zu können. Bisher bestand immer die Hoffnung, dass nur ein Bruchteil aller User von den Ermittlungsbehörden verfolgt werden könnte. Mit Carnivore-Share ist diese Hoffnung für immer dahin.
Die fehlende Auskunftsfreude der Gesprächspartner allerdings war ein Hindernis. Sollten Staatsanwaltschaft und IMSP möglicherweise die Wahrheit sagen? Oder blufften die Organe, um einem Bekanntwerden und damit einer konzertierten Beweismittel-Vernichtung seitens der User vorzubeugen? Netzwelt machte sich auf die Suche nach Betroffenen aus der Liste.
Telefonbuch-Stichproben
Name und Adresse der betroffenen Nutzer lagen uns ja in dem Dokument vor. Kein Problem also. Stichprobenartig überprüften wir die Daten mit Hilfe der Online-Version des Telefonbuchs. Tatsächlich: 23 von 25 überprüften Usern waren im Telefonbuch eingetragen. Darunter fand sich auch ein User aus Bonn, dem Redaktionssitz der Netzwelt. Ein Anruf klärte die Sachlage, gegen Einsicht in unsere Dokumente war Tom D. sofort zu einem persönlichen Treffen bereit.
In einem Café in Bonn treffen wir Tom D. an. Gross, schlacksig, Kapuzenpulli. Eindeutig ein Computerkind. Nervös nippt er an seiner Cola, als wir ihn nach seiner Filesharing-Karriere befragen. "Ich kann das immernoch nicht glauben!" Skepsis. Wir zeigen ihm die Unterlagen seiner Filesharing-Auflistung. Darunter Alben von Robbie Williams, Seal, Windows XP Home und das Spiel Silent Hunter III.
Filesharer den Tränen nahe
"Tom, hast Du diese Dateien angeboten?" Vollständiges Entgleisen der Gesichtszüge. Es ist klar, was jetzt kommen wird. Schuldbewusst gibt er zu: "Ja, das sind meine Dateien." Tom ist entsetzt, wir auch. Das Dokument hat offensichtlich seine Richtigkeit. Tom ist den Tränen nahe, wir lassen ihn nach Hause gehen. "Meint Ihr, es hilft, die Festplatte zu löschen?" fragt er zum Abschied. Wir sagen ja, wissen aber, dass es wenig helfen wird - die Beweislage ist eindeutig.
Toms Zukunft ist ungewiss, genau wie die der fünf Millionen anderen Filesharer auch. Unwahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft sich um alle Fälle kümmern kann. Sicher ist jedoch, dass sich die Ermittler besonders den "Grossanbietern" widmen werden. Ebenfalls sicher: Sämtliche Filesharer, deren Namen in dem Dokument erwähnt werden, sind der Staatsanwaltschaft nun bekannt. Weitere Konsequenzen sind nicht ausgeschlossen. Carnivore-Share in den Händen der geldgeilen Musikindustrie - Filesharing ist auf jeden Fall gefährlicher geworden.
(/zitat) Geändert am 02.04.2005 um 11:00 Uhr von Olli |
Jedes Wort besteht aus Buchstaben und diese aneinander gereiht ergeben einen Sinn. Dieser Sinn hat nur eine Bedeutung und diese ist in der Regel ersichtlich.
Gerne darfst Du die Buchstaben neu sortieren, sie haben dann aber eine andere Bedeutung. |
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